TBB-TIPP 05/25 Tankmilchproben richtig interpretieren
- Ramon Krummenacher
- 15. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Die Tankmilchproben dienen der Qualitätssicherung der Milch und sind in der Schweiz gesetzlich vorgeschrieben. Dieser Blogbeitrag soll zeigen, wie die Tankmilchproben als sinnvolles Hilfsmittel zur Einstellung und Überprüfung der Fütterung verwendet werden kann.

Keime 3'000
Eine Keimzahl von über 80'000 KbE/ml führt zu einer Beanstandung. Die Keimzahl bildet die Anzahl Keime in der Milch ab. Dieser Wert gibt Aufschluss über den hygienischen Umgang mit der Milch. Ist die Keimzahl zu hoch, kann dies auf Defekte der Melkanlage oder der Milchkühlung hinweisen. In der Praxis ist es wichtig, die Keimzahl im Normalbetrieb möglichst tief zu halten, da sich das Keimwachstum bei einem Zwischenfall innerhalb weniger Stunden verdoppeln oder gar vervierfachen kann. Liegt das betriebliche "Normal" bereits bei 20'000 KbE/ml ist der Spielraum zur Beanstandung deutlich geringer als bei einem betrieblichen "Normalzustand" von 3'000 KbE.
Zell. 109'000
Die Zellzahl ist der Indikator für die Eutergesundheit im Betrieb. Gemessen werden bei der Zellzahl der Gehalt an ausgeschiedenen Körperzellen pro Milliliter Milch. Durch die normale Regeneration des Eutergewebes scheidet eine Kuh zwischen 10'000 und 100'000 Körperzellen pro Milliliter aus. Spätestens ab einer Zellzahl von 100'000 Zellen leidet die Kuh an einer Eutererkrankung. Weiter leidet bei steigenden Zellzahlen auch zunehmend die Milchleistung. Auf Gesamtbetrieblicher Ebene wird eine Herdenzellzahl von weniger als 100'000 Zellen angestrebt. Im Beispiel von oben liegt der Betrieb mit 109'000 Zellen leicht darüber. Beachtet werden muss, dass es sich hier um die effektive Tankzellzahl und nicht um die Theoretische Tankzellzahl handelt. Werden euterkranke Kühe in die Kanne abgeleitet, fliesst deren Milch nicht in die Messung mit ein. Dies kann das Ergebnis stark verfälschen und muss bei der Interpretation unbedingt beachtet werden.
Hem. Neg
Bei Hemmstoffen führt die Nachweisbarkeit direkt zu einer Beanstandung. Hemmstoffe sind Stoffe, die den weiteren Verarbeitungsprozess der Milch (Bsp. zu Joghurt oder Käse stören können). Dies kann durch Rückständen von Antibiotika oder Reinigungsmittel zu Stande kommen. Rückschlüsse zu Tiergesundheit oder der Fütterung lassen die Hemmstoffe keine zu.
Gefr. -0.527
Der Gefrierpunkt normaler Kuhmilch schwankt zwischen -0.520 und -0.530 Grad Celsius. Durch den höheren Gehalt an gelösten Stoffen wie Salz oder Laktose gefriert Milch ca. ein halbes Grad unter dem bekannten Gefrierpunkt von Wasser bei 0 Grad Celsius. Der Gefrierpunkt wird hauptsächlich zur Erkennung von Fremdwasser in der Milch getestet. In diesem Fall bewegt sich der Gefrierpunkt näher in die Richtung der 0 Grad. Der Gefrierpunkt kann jedoch auch Hinweise zur Fütterungssituation im Betrieb leisten. So kann ein hoher Gefrierpunkt in Kombination mit einem tiefen Eiweissgehalt auf einen Energiemangel hinweisen. Wichtig bei der Interpretation ist jedoch zusätzlich der mittlere Laktationsstand der Herde sowie die Jahreszeit. Denn häufig kann im Sommer beobachtet werden, dass die Gefrierpunkte vieler Betriebe näher an die 0 Grad Grenze herankommen als dies beispielsweise im Winter der Fall ist.
Für weitere Informationen zum Gefrierpunkt haben die ZMP ein hilfreiches Merkblatt auf ihrer Website integriert.
Fett 4.35%
Der Milchfettgehalt ist einer der wichtigsten Parameter einer Tankmilchkontrolle. Hohe Milchfettgehalte können beispielsweise auf eine Ketonische Stoffwechsellage der Herde oder eine zu Rohfaserreiche Ration hindeuten. Milchfett wird im Ursprung durch die Essigsäurebildenden Pansenbakterein gebildet. Diese können bei einem zu sauren Millieu nicht überleben. Daher können tiefe Milchfettgehalte auf eine Acidotische Stoffwechsellage hindeuten, da viele Essigsäurebildenden Bakterien durch den mehrmals am Tag abfallenden Pansen PH-Wert absterben und so weniger Essigsäure und eben auch Milchfett gebildet werden kann. Milchfettgehalte zwischen 3.9 und 4.4% gelten dabei als Normal. Die Milchfettgahalte müssen dabei immer im Zusammenhang mit der Leistungsklasse, der Kuhrasse und der allgemeinen Fütterungssituation betrachtet werden. Ebenso kann der genetische Einfluss das Ergebnis verändern.
Prot 3.46%
Der Milcheiweissgehalt gibt Aufschluss auf die Energieversorgung im Pansen. Die Kuh deckt ihren Proteinbedarf hauptsächlich über die Verdauung ihrer Pansenmikroorganismen. Diese werden durch den normalen Durchfluss in den Labmagen gespült und sterben dort im sauren Milieu ab und werden von der Kuh verwertet. Somit wird der Proteingehalt der Milch massgeblich durch die Energieversorgung der Kuh bestimmt, da diese Massgebend für das Mikrobenwachstum und somit auch für die Menge an zu verdauenden Mikroben ist. Auch bei der Interpretation der Milcheiweissgehalte müssen die Genetik sowie der durchschnittliche Laktationsstand beachtet werden.
Harnstoff 24
Der Harnstoffwert liefert Aufschluss über das Verhältnis zwischen Protein- und Energiezufuhr im Pansen. Tiefe Harnstoffwerte (<15) zeigen einen Mangel an pansenverfügbarem Rohprotein oder einem Überschuss an Energie an. Hohe Harnstoffgehalte (>30) zeigen einen Ammoniaküberschuss im Pansen, der auf eine übermässigen Proteinzufuhr oder einer mangelnden Versorgung mit Energie hinweist. Ebenfalls können zu hohe oder zu tiefe Harnstoffgehalte auch auf eine nicht passende Synchronisation der Energie- und Proteinzufuhr hinweisen. Das im Pansen gebildete Ammoniak ist ein Zellgift und muss daher von der Leber in unschädlichen Harnstoff umgewandelt werden. Dieser Harnstoff wird nebst der Ausscheidung über den Urin auch in die Milch abgegeben. Hohe Harnstoffgehalte führen somit zu einer höheren Leberbelastung und sollten daher möglichst vermieden werden. Tiefe Harnstoffgehalte können gerade beim Laktationsstart Stoffwechselprobleme wie beispielsweise Ketosen mit sich bringen.
FFS - - -
Die Freien Fettsäuren bilden das Ergebnis einer Fettschädigung an und sind daher eher auf mechanische Belastungen und nicht auf die Fütterung zurückzuführen.
Die Resultate der Tankmilchproben können bequem und vollautomatisch per SMS empfangen werden. Dazu kann die gewünschte Handynummer auf der Website von dbmilch hinterlegt werden.
Du bist bei der Interpretation deiner Tankmilchproben unsicher oder vermutest einen anderen Fehler in deiner Rationsgestaltung, dann melde dich hier.
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